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Mein Weg zur Quelle – Leseprobe – Vorwort

Die Geschichte, die hier erzählt wird, ist nur eine Geschichte, eine von vielen, die in den Köpfen der Menschen existiert. Sie ist nicht wirklich im Sinne der Wahrheit. Wenn ich sie lese, fällt es schwer, zu glauben, dass sie von mir handelt. Die Geschichte beschreibt einen Transformationsprozess. Der Weg führt von der Unwirklichkeit zur Wirklichkeit. Ich habe verstanden, dass ich diese Person, von der die Geschichte handelt, nicht bin und niemals war. Aber Geschichten entstehen nun mal, wenn diese grundsätzliche Verwechslung stattfindet, diese Identifikation mit Körper und Verstand, diese Vorstellung, eine Person zu sein, getrennt von der Quelle. Aber wer bin ich? Wer bin ich? Wer bin ich, Mensch, ohne Identifikation mit Gedanken, Gefühlen und dem Körper? Wer bin ich ohne eine entworfene Geschichte über mich selbst im Geist, wer bin ich? Wer bin ich? Wer bin ich? Wenn das Fragen erlischt... Bin Ich... ICH...

Es ist Zeit, diese Geschichte zu erzählen, vielleicht ist es auch deine Geschichte. Es ist die Geschichte über die Suche nach ich selbst. Also ist es bestimmt auch deine Geschichte. Sie fing irgendwann an, sicher schon vor sehr langer Zeit. Sie fing an in Raum und Zeit, nur da kann sie beginnen. Ohne Raum und Zeit kann nichts erscheinen und schon gar nicht eine Geschichte. Also, sie fing an mit einer Geburt, einer von diesen endlos vielen Geburten, diesem ständigen Auf und Abtreten in Raum und Zeit und einem kleinen Körper, der schauen, riechen, schmecken, fühlen, denken, sprechen und gehen lernte. Das heißt, das Bewusstsein lernte sich mit den Sinnen und dem Körper-Geist identisch zu fühlen. Dieses reine Bewusstsein, welches die ewige Glückseligkeit seiner eigenen wahren Natur spiegelt, wurde Schritt für Schritt in die Identifikation mit einem Körper, als gesondertes Wesen, gezogen. Das war das ganze Drama, ein schmerzliches Dilemma. Denn wie kann irgendetwas getrennt sein von dem, in dem es erscheint? Es ist nicht möglich. Die Welle erscheint im Ozean und löst sich auf im Ozean. Jeden Augenblick geschieht dieser Vorgang, dieser Tanz, genannt Leben. Alles Leben erscheint im Bewusstsein. Körper, Objekte, Gedanken, Gefühle, Wünsche, Gemütszustände, Ideen, Impulse erscheinen im Bewusstsein und verschwinden im Bewusstsein. Der Mensch, der sich getrennt fühlt, lebt in der Vorstellung von sich selbst als einem getrennten Wesen. Er spaltet das eine ICH, sich selbst, auf in Zwei, in ich und du, in Subjekt und Objekt. Seine Vorstellung kreiert etwas, eine Welt und darin unzählige Objekte getrennt von sich Selbst. Aber in Wirklichkeit ist alles Subjekt, reine Ichheit, Gott oder Selbst. Objekte sind nur die Emanation des Einen. Objekte sind sein Kleid, seine Verhüllung. Das Eine verhüllt sich und erscheint als Vieles... Versteckspiel, Versteckspiel, Versteckspiel!

Nochmals, wie kann etwas getrennt von dem sein, in dem es erscheint? Wie kann der Lichtstrahl getrennt sein von der Sonne? Der Fluss getrennt von der Quelle? Die Welle getrennt vom Meer? Der Mensch getrennt von Gott? Solche Glaubenssätze gibt es nur im Zustand der Verwirrung, im Zustand der grundlegenden Spaltung. Wir spalten uns selbst durch Vorstellungen, die im Geist entstehen. Sie sind so tief, dass sie die reine Strahlung des Selbst nicht zulassen.

Meine Suche begann in diesem Zustand der geistigen Verwirrung. Die Schauplätze, an denen diese Verwirrung wahrgenommen wurde, waren unglückliche Beziehungen. Der Weg der Erlösung war ein Transformationsprozess, ein Gang nach Kanossa, genannt Ehe und Leben. Als ich meinen Mann Norbert kennen lernte, war ich neunzehn Jahre alt und er dreiundzwanzig. Ich hatte damals ein vollkommen romantisches Bild von Beziehung und Partnerschaft. Der Mann meiner Träume sollte irgendwie ein Held sein. Er sollte mich lieben und verehren. Er sollte gebildet sein, Stärke und Tatkraft verkörpern. Ich wollte ihn bewundern, zu ihm aufschauen, und mich in schwachen Momenten an ihn lehnen. Er sollte immer für mich da sein. Er sollte Herz haben und mich im Tiefsten meiner Seele verstehen. Er sollte einen schönen Geist haben und die unvoreingenommene Offenheit, um über alles zu sprechen, was ihn und mich bewegte. Er sollte intelligent und originell sein, irgendwie besonders, auf keinen Fall durchschnittlich und gewöhnlich. Er sollte mit mir ein interessantes und abenteuerliches Leben teilen. Und er sollte der Prinz sein, der mich von allem erlöste, allem Leid, aller Frustration und Traurigkeit, die ich heimlich mit mir schleppte, die von Zeit zu Zeit aus meinen Tiefen aufbrach, und von der ich nicht wusste, woher sie kam. Natürlich ging dieser Wunsch nicht in Erfüllung. Wie gesagt, war ich an der Stelle etwas verwirrt. Ich musste mich vielmehr von dem romantischen und illusionären Traumbild des Superman lösen und zu einer realen und mitfühlenden Sicht vom Menschen insgesamt finden. Ich musste auch meine starke Anhaftung und Bindung an den anderen Pol erkennen und hinterfragen.

Die Ehe warf mich in eine sehr tiefe und gründliche Auseinandersetzung mit mir selbst, mit all meinen unbewussten Erwartungen, Hoffnungen, Ängsten, Illusionen und Projektionen, die mich besetzten und die zugrunde liegende Wahrheit überdeckten. Sie brachte mich mit unbekannten Schichten meiner selbst in Kontakt. Das war wichtig, denn diese Schichten und Muster verhinderten das freie Sprudeln der Quelle. Es war eine Zeit der Reinigung, des Ringens um Erkenntnis. Ich ging durch Krisen und tiefen Schmerz. Immerhin wurde das gesamte Ego in die Mangel genommen. Heute weiß ich, dass die Ehe das Medium war, durch welches ich gereinigt und meiner selbst bewusst wurde. Sie machte mich wacher, weicher und warmherziger. Sie brachte mir das Geschenk, nach dem ich suchte, das kostbarste Geschenk des Lebens! Wahrhaftigkeit und Selbst sein. Qualitäten wie Verstehen, Mitgefühl, Hingabe und Selbsterkenntnis fingen an zu blühen. Die ganze Beziehungsgeschichte entpuppte sich als Transformations- und Heilungsprozess meiner selbst.

Geführt und unterwiesen wurde ich von Sathya Sai Baba, einem indischen Avatar, seiner Liebe und seinen Lehren sowie einer klaren inneren Stimme, die sich während meiner Suche nach Wahrhaftigkeit und Integrität einstellte. Sie weihte mich in die Realität des göttlichen Lebens ein und half mir, durch die Täler des Leidens zu wandern, wenn an dem Ego geschnitten wurde. Letztendlich lernte ich mich dem Leben hinzugeben und den schicksalhaften Ablauf in entspannter und losgelöster Weise zu nehmen, so wie er ist. Die Intensität der Hingabe wurde von Jahr zu Jahr stärker und verband mich in ursprünglicher Weise mit der Quelle selbst. Hier möchte ich mit euch meine Erfahrungen teilen und außerdem alle Leser dazu ermutigen, Partnerschaft und Ehe als Mittel zur eigenen Transformation zu erkennen.